Kreis Göppingen. Die SPD-Regionalfraktion will den Ausbau der S-Bahn ins Filstal vorantreiben. Im Triebwagen "Roter Heuler" informierte sie im Göppinger Bahnhof wie.
Quelle: Südwest Presse JOA SCHMID | 17.07.2012
Dass sich die SPD-Regionalfraktion den "Roten Heuler" als Ort ihrer Pressekonferenz jüngst am Gleis 5 des Göppinger Bahnhofs ausgesucht hatte, könnte verschiedene Gründe haben: Politische wegen der Farbe des Triebwagens der Baureihe ET 65, der wegen des lauten "heulenden" Fahrgeräusches und der weinroten Lackierung auch "Roter Heuler" genannt wurde, und historische wegen dessen Alters. Die verpasste Chance einer S-Bahn bis ins Filstal liegt jedenfalls lange zurück. Jetzt soll sie genutzt werden. "Höchste Eisenbahn für Göppingen", meinen die Genossen und machen sich bei ihrer Informationsfahrt nicht nur per Blechschild für die S-Bahn stark. Der Ausbau des Netzes von Plochingen ins Filstal und die damit verbundene Einbindung des Landkreises Göppingen in den Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) hat nach den Worten des Fraktionschefs Harald Raß oberste Priorität. Jetzt, da die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 beendet seien, müssten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Die SPD-Fraktion in der Regionalversammlung will sich für eine Ausweitung des S-Bahn-Netzes stark machen. "Das lange Ringen um die S-Bahn scheint ein Ende zu haben", meinte der Göppinger SPD-Landtagsabgeordnete Peter Hofelich, der sich selber lange Jahre in der Regionalversammlung für dieses Projekt eingesetzt hat. Hofelich: "Die S-Bahn ins Filstal muss kommen. Für die Menschen in unserer Region und auch für die Wirtschaftskraft der Industrie in Fils- und Lautertal wäre dies ein wichtiges Signal."
Tatsächlich befindet sich der Landkreis in Konkurrenz zu anderen Gegenden, die auch Interesse an einem schnellen S-Bahn-Anschluss haben, betonte der Göppinger Regional- und Kreisrat Jürgen Lämmle. Beispielsweise würde auch auf den Fildern oder im Bereich Bietigheim-Vaihingen um einen S-Bahn-Anschluss gerungen. Lämmle: "Im Landkreis Göppingen müssen jetzt die entsprechenden Beschlüsse erfolgen, damit wir eine Chance haben, dass die S-Bahn nach Göppingen kommt." "Die Chancen waren noch nie so gut wie jetzt", meinte dazu Dr. Jürgen Wurmthaler, bei der Region Direktor für Wirtschaft und Infrastruktur. Vom VVS gebe es klare Signale, dass das Beitrittsgeld nicht mehr so hoch angesetzt werde wie früher. Der erste Schritt müsse eine Integration des Schienenverkehrs sein ohne den Busverkehr. Dem Planer schwebt bis zur Fertigstellung von Stuttgart 21 eine Interimslösung vor, die sich schon bis in drei Jahren verwirklichen lasse. "Das ist natürlich immer ein Kompromiss, ein Einstundentakt und kein Ausbau bis Geislingen." Auch Fraktionschef Harald Raß hält ein zügiges Vorgehen für zwingend notwendig: "Wir müssen in der Region die möglichen S-Bahn-Projekte weiter stark vorantreiben, damit wir in den Genuss der Fördermittel aus Bund und Land kommen können." Hintergrund der Forderung der SPD ist, dass das Förderprogramm des Bundes, das öffentliche Verkehrsinfrastrukturprojekte mit bis zu 60 Prozent des Vergabevolumens fördert, nach den Vorgaben der Föderalismusreform zum Ende des Jahres 2019 ausläuft. Für die SPD hat das weitreichende Konsequenzen für Land und Region.
Dass die Signale im Göppinger Kreistag durchaus auf Grün stünden, davon berichtete SPD-Fraktionschef Peter Feige. "Da hat ein beträchtliches Umdenken stattgefunden, seit klar ist, dass in Gegenden, die ans S-Bahn-Netz angeschlossen wurden, die wirtschaftliche Entwicklung steil nach oben geht." Tatsächlich hat der Kreistag der weiteren Planung von Integrationsschritten zugestimmt, Entscheidungen über die Teilintegration in den VVS zum 1. Januar 2014 sollen im Herbst fallen. Zurzeit wird geprüft, ob zum Fahrplanwechsel 2016/17 die Regionalbahnlinie zwischen Geislingen und Plochingen, die im Stundentakt verkehrt, durch einen S-Bahn-Takt ersetzt werden kann. Dem Projekt des Ausbaus der S-Bahn nach Göppingen ins Filstal hinein und die damit verbundene Ausweitung des VVS-Gebietes auf den Landkreis Göppingen misst die SPD-Regionalfraktion höchste Priorität bei. Lämmle: "Dass Göppingen als einziger Landkreis in der Region nicht im VVS ist und nicht an der S-Bahn angeschlossen ist, muss nun endlich korrigiert werden. Die S-Bahn hat, überall wo sie fährt, einen großen Stellenwert und eine große Symbolkraft für Menschen und Unternehmen."